apd va agrocomplexx1Mit Unterstützung der Deutschen Botschaft in Kiew organisierte der Deutsch-Ukrainische Agrarpolitische Dialog (APD) am 30.10.2019 eine Informations- und Diskussionsveranstaltung zum Thema: „Bedeutung der Reform des Bodenmarktes für die ländliche Entwicklung“, welche im Rahmen der Messe „Agrocomplex2019“ stattgefunden hat.

Rund 130 Vertreter von Agrarverbänden, der Vereinigten Territorialen Gemeinden, der Wissenschaft und Bildung sowie Agrarproduzenten nahmen an der Veranstaltung teil.

Frau Inna Metelieva, stellvertretende Ministerin im Ministerium für wirtschaftliche Entwicklung, Handel und Landwirtschaft der Ukraine (MEHL), betonte in ihrem Vortrag, dass die Entwicklung des Agrarsektors eine der Prioritäten des Ministeriums ist. Sie informierte über die drei Schwerpunkte der agrarpolitischen Arbeit: Ernährungssicherheit, ländliche Entwicklung und Reform des  Bodenmarktes. Frau Metelieva informierte über ein geplantes Programm zur Unterstützung von  Krediten für Landwirte beim  Erwerb von Grundstücken. 

apd va agrocomplexx2Herr Andriy Koshil, Präsident der „Land Union der Ukraine“, verwies darauf, dass der inoffizielle Markt für landwirtschaftliche Grundstücke in der Ukraine schon lange existiert. Aus diesem Grund sollte dieser in einen geregelten Markt umgewandelt werden. Nach Aussage von Herrn Koshil reicht der Ausbau der lokalen Infrastruktur derzeit aus, um eine wesentliche Zunahme der Nachfrage zur Registrierung von Grunderwerbsverträgen zu decken, die sich nach einer Marktöffnung ergeben könnte.

Deutsche Erfahrungen bei der Organisation der Bodenverwaltung wurden vom Leiter der Bodenkomponente des APD, Herrn Christoph Gilgen, vorgestellt. Gilgen betonte, dass die nach der deutschen Wiedervereinigung eingeleitete Bodenreform derzeit noch andauert und voraussichtlich erst im Jahr 2030 abgeschlossen sein wird. Eine derart lange Übergangszeit wird durch den Erhalt der bestehenden Agrarstrukturen und der ländlichen Räume begründet. 

Praktische Erfahrungen bei der Entwicklung von ländlichen Räumen im Zusammenhang mit der voraussichtlichen Liberalisierung des Bodenmarktes wurden vom Direktor und Eigentümer der Dukra-Agro GmbH, Herrn Johann Wenzl, vorgestellt. Herr Wenzl ist seit über 15 Jahren in der Ukraine tätig und verfügt über umfangreiche Erfahrungen in der landwirtschaftlichen Produktion und in der Zusammenarbeit mit ukrainischen Verwaltungsorganen. Herr Wenzl wies darauf hin, dass er die Bodenmarktöffnung abwarten wird, jedoch auf Kaufofferten vorbereitet sei. 

apd va agrocomplexx3Herr Taras Dobrivskyi, stellvertretender Leiter der Assoziation der Vereinigten Territorialen Gemeinden (VTG), präsentierte eine aktuelle Statistik des Analytischen Zentrums der Assoziation zur Umfrage der Umsetzung des Bodenmarktes in der Ukraine. Dabei kam zum Ausdruck, dass 55% der befragten Gemeinden (110 VTG´s haben an der Umfrage teilgenommen) die Einführung des Bodenmarktes in der Ukraine unterstützen. Nach Ansicht der Vorsitzenden der VTG wird die Öffnung des Bodenmarktes eine Steigerung der landwirtschaftlichen Produktion sowie der Arbeitsplätze und der Haushaltseinnahmen ermöglichen. Die Mehrheit der VTG (70%) plant derzeit keinen Bodenkauf. 91% der Befragten lehnen den Zugang von Ausländern zum Bodenmarkt in der Ukraine ab. Unter den größten Risiken, die mit der Einführung des Bodenmarktes verbunden sind, sehen die Befragten die Einschränkung der Bodenkaufmöglichkeiten für Landwirte und die Entwicklung eines Großgrundbesitzes in der Ukraine.

Bei der Zusammenfassung der Veranstaltung waren sich die Teilnehmer einig, dass für eine erfolgreiche Einführung des Bodenmarktes in der Ukraine ein ausreichendes öffentliches Bewusstsein entwickelt werden muss. Alle Verfahren zum Bodenkauf müssen gut durchdacht und transparent sein, damit sich alle Interessenten daran beteiligen können und gleiche Wettbewerbsbedingungen vorfinden. Nur so werden effiziente Agrarstrukturen in der Ukraine und eine nachhaltige Entwicklung der ländlichen Räume sichergestellt.

Quelle: APD. Foto: APD. Datum 06.11.2019

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