ag-klima-dezemberx1Am 29.11.2019 fand ein Runder-Tisch des Deutsch-Ukrainischen Agrarpolitischen Dialoges (APD) zum Thema „Anpassung an den Klimawandel: von der Strategie zur Umsetzung“ statt, in dessen Rahmen der aktuelle Entwurf zur „Klimaanpassungsstrategie für die Land-, Forst-, Jagd- und Fischwirtschaft der Ukraine bis 2030“ sowie weitere Ergebnisse der Projektarbeit des APD in diesem Bereich vorgestellt wurden. 

Rund 50 Experten, darunter Vertreter des Ministeriums für wirtschaftliche Entwicklung, Handel und Landwirtschaft (MWHL), des Ministeriums für Energie und Umweltschutz (MEU), der Staatlichen Agentur für Waldressourcen (SAW), des Nationalen Verbandes der landwirtschaftlichen Beratungsdienste, Vertreter von Agrarwirtschaftsverbänden sowie wissenschaftlicher und Umweltorganisationen nahmen an der Veranstaltung teil. 

In seiner Begrüßung verwies Volker Sasse, Leiter des APD, auf die breite öffentliche Resonanz, die das Thema Klimawandel weltweit erfasst hat, und betonte, dass der APD u.a. dazu angetreten ist, Agrarpolitik zu objektivieren und Politikentscheidungen rational - auf der Grundlage effizienter Politikanalyse - vorzubereiten, Politikfolgen mit geeigneten Instrumenten abzuschätzen und auf dieser Grundlage politische Entscheidungen zu fällen. Die Agrarwirtschaft sollte adäquat in die Gestaltung der Klimapolitik einbezogen werden. 

Weiter sagte Sasse: „Die Klimakomponente des APD hat Fortschritte erreicht und Deutschland ist sehr engagiert in der Klimapolitik, auch international. Ich verstehe daher Erwartungen auf ukrainischer Seite an einer Weiterführung der begonnenen Projektaktivitäten zum Klimawandel in der Landwirtschaft.“ Sasse betonte die Bedeutung der Zivilgesellschaft bei der Entwicklung von Klimainitiativen und verwies auf deutsche Erfahrungen aus den 70er und 80er Jahren. „Daher rege ich die Unterstützung des Erfahrungsaustausches zwischen relevanten Umweltbewegungen der Ukraine und Deutschlands an.“, sagte Sasse. 

Julia Oharenko, Leiterin der APD-Klimakomponente, bedankte sich in Ihrer Begrüßung für die vielen Beiträge zum Strategieentwurf und stellte die weiteren Schritte zur Finalisierung der Strategie vor.

Die stellvertretende Ministerin für Energie und Umweltschutz der Ukraine, Irina Stavchuk, betonte, dass die Anpassungspolitik oft als ein Allheilmittel für den Klimawandel gesehen wird. „Aber, wenn wir die Reduzierung der Treibhausgasemissionen (THG) nicht auf das erforderliche Niveau bringen, wird es bald sehr schwierig sein, sich anzupassen. Der Strategieentwurf sollte daher auch Maßnahmen im Agrarsektor zur Verhinderung des Klimawandels umfassen.“, sagte Stavchuk. 

Andreas Täuber, Referent des BMEL, stellte deutsche Erfahrungen bei der Erarbeitung und Umsetzung von strategischen Dokumenten zur Klimawandelanpassung in der Landwirtschaft vor. Er informierte über zehn konkrete Maßnahmebereiche vor, u.a. die Reduktion der Stickstoffüberschüsse in der Landwirtschaft und die Ausweitung des ökologischen Landbaus, mit denen die Politik THG-Minderung in der Landwirtschaft erreichen will.

Natalia Seperovych, zuständige Sachbearbeiterin des Direktorates für Strategische Planung des früheren Ministeriums für Agrarpolitik und Ernährung der Ukraine, stellte den aktuellen Strategieentwurf vor, welcher unter Berücksichtigung vieler Kommentare der Experten der Arbeitsgruppe erarbeitet, nun aber erneut intensiv diskutiert wurde. Viele neue Vorschläge wurden unterbreitet. Der Fokus auf Anpassungsmaßnahmen, die Struktur und der Umfang des Strategieentwurfs wurden kritisch diskutiert.

Die Abteilungsleiterin für Agrarmeteorologie des ukrainischen Wetterdienstes, Tetiana Adamenko, präsentierte den Entwurf einer Broschüre über den Klimawandel und die mögliche Anpassungsansätze für Landwirte, welche im Rahmen der Zusammenarbeit mit der APD-Klimakomponente erarbeitet wurde. Adamenko betonte, dass ein Großteil der Anbauflächen in der Ukraine unter saisonalen Niederschlagsdefiziten leidet, was ein Risiko für Ernteverluste darstellt.

Über Forschungsergebnisse zu potentiellen Auswirkungen des Klimawandels auf Weizenerträge in der Ukraine referierte Florian Schierhorn, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Leibniz-Institut für Agrarentwicklung in Transformationsökonomien. Schierhorn vertrat die Ansicht, dass die Klimaprognosen für die Ukraine, insbesondere für die südlichen Steppen, besorgniserregend sind. Aus diesem Grund sind Anpassungsmaßnahmen wie bodenschonender Anbau und erweiterte Fruchtfolgen von großer Bedeutung für eine nachhaltige und klimaangepasste Landwirtschaft. 

ag-klima-dezemberx2Mykola Schlapak, APD-Kurzzeitexperte, stellte internationale Beispiele zur Klimaanpassung im Agrarsektor vor und gab Empfehlungen zur Entwicklung effektiver Anpassungsmaßnahmen in der Ukraine. Schlapak unterstrich, dass die Integration von Anpassungsmaßnamen in bestehende Politiken, insbesondere in das System staatlicher Förderung des Agrarsektors und der Beratungsdienste, ein wichtiger Schritt zur Anpassung der Landwirtschaft an den Klimawandel sein könnte.

In der anschließenden Diskussion berichtete Oksana Rjabchenko, APD-Kurzzeitexpertin, über die Ursache-Wirkungs-Beziehung zwischen Klimawandel und Landwirtschaft. Sie präsentierte eine Stakeholder-Analyse und erläuterte, wie die Interessen aller Beteiligten bei der Erarbeitung strategischen Dokumenten zur Klimawandelanpassung in der Landwirtschaft berücksichtigt werden sollten.

Viktoria Shtets, APD-Kurzzeitexpertin, stellte die Ergebnisse aus Interviews zu den potentiellen Anforderungen an die Klimapolitik in der Landwirtschaft vor und unterbreitete entsprechende Vorschläge für weitere Projektaktivitäten des APD. Die Projektmanagerin der ІАК Agrar Consulting GmbH, Peggy Günther, fasste die Ergebnisse des Runden-Tisches zusammen und schilderte potenzielle Möglichkeiten für die weitere Kooperation im Bereich Klimawandel und Landwirtschaft.

Die Teilnehmer des Runden Tisches vereinbarten, dass letzte Änderungen zum Strategieentwurf bis zum 08.12.2019 abgegeben werden sollten. Volker Sasse gab der Hoffnung Ausdruck, dass der Strategieentwurf weiterentwickelt und bei der im kommenden Jahr anstehenden Erarbeitung der „Nationalen Strategie der Ukraine zur Begegnung des Klimawandels“ adäquat berücksichtigt wird.

Quelle: APD. Foto: APD. Datum 04.12.2019

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