Wald1Am 23.09.2020 fand eine erweiterte Arbeitsgruppensitzung zum Thema „Langfristige Waldprogramme der Ukraine: Erfahrungen zur Erarbeitung und Umsetzung“ statt, an der rund 20 Experten, Vertreter der Werchovna Rada der Ukraine, des Ministeriums für Umweltschutz und Naturressourcen der Ukraine (MUNR), der Staatlichen Agentur für Waldwirtschaft der Ukraine (SAW) und verschiedener wissenschaftlicher Institutionen teilnahmen.

Volker Sasse, Projektleiter des APD, betonte in seiner Begrüßung die Bedeutung eines strukturierten Dialogs mit allen Interessenvertretern zur Erarbeitung und Festlegung von (i) langfristigen Visionen zur Waldentwicklung der Ukraine sowie (ii) kurzfristigen Zielen der Forstpolitik, um diese Visionen zu erreichen. Seit Anfang 2020 stellt der APD, gemeinsam mit Herrn Dr. Mario Marsch, Abteilungsleiter für Grundsatzangelegenheiten Umwelt, Landwirtschaft, Ländliche Entwicklung beim Sächsischem Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie, deutsche und internationale Erfahrungen bei der Entwicklung langfristiger Waldprogramme für die Ukraine bereit. „Unter Einbeziehung relevanter Interessenvertreter begann das MUNR nun - im Juli 2020 - mit der Erarbeitung einer „Staatlichen Strategie für die Waldbewirtschaftung der Ukraine bis 2035“ (Strategie des MUNR). Auch der APD brachte sich mit seiner Expertise in den Dialog ein und präsentierte u.a. seinen Entwurf eines langfristigen Waldprogramms als Beitrag zur Diskussion für die Strategie des MUNR.“, sagte Sasse.

Mario Marsch stellte im Weiteren noch einmal seine Erfahrungen bei der Entwicklung langfristiger Waldprogramme im Freistaat Sachsen, vor. Dabei betonte er die Bedeutung der Beteiligung von relevanten Interessenvertretern und der breiten Öffentlichkeit im Rahmen eines strukturierten, partizipativen und transparenten Dialogs. Er verwies auf effiziente, staatliche Instrumente und Organisationsstrukturen, um die Ziele eines langfristigen Waldprogramms zu erreichen. Anschließend kommentierte Marsch den Inhalt des vorläufigen Entwurfs der o.g. Strategie des MUNR. Er verwies auf positive Aspekte, insbesondere auf die Unterstützung von öffentlich-privaten Partnerschaften (PPP´s), die geplante Förderung der Verwendung von Holz, den Erhalt und die Vermehrung der Waldressourcen, die Verbesserung des Images der Forstwirtschaft und der Förster in der Gesellschaft. Kritisch verwies Marsch z.B. auf die nicht ausreichende Trennung von langfristigen und kurzfristigen Zielen in der Strategie sowie die umfassendere Einbeziehung der Gesellschaft in den Waldentwicklungsprozess, um dadurch eine wirkliche Akzeptanz und Unterstützung seitens der Bevölkerung zu erreichen.

In der Diskussion stellte Lyubov Polyakova, Leiterin der Abteilung für internationale Zusammenarbeit der SAW, fest, dass die Regelungen zum Forstschutz in Deutschland wesentlicher effizienter sind.
Mykhailo Popkov, Leiter der NGO „Open Forest“, unterstrich, dass die Strategie des MUNR das aktuelle Rechtsmodell der Ukraine und die Aussichten für eine Änderung nicht ausreichend berücksichtigt.

Vitaliy Storozhuk, Leiter der Forstkomponente des APD, betonte die Bedeutung des staatlichen und kommunalen Waldeigentums für die Bereitstellung von öffentlichen Gütern und Dienstleistungen, die im vorläufigen Entwurf der Strategie des MUNR nicht ausreichend berücksichtigt ist. Laut Storozhuk hat die eigentliche Diskussion über die langfristigen Ziele der Waldentwicklung in der Ukraine und deren aktive Umsetzung gerade erst begonnen. „Das MUNR sollte den Dialog mit der Gesellschaft durch z.B. öffentliche Informationskampagnen fortsetzen.“, sagte Storozhuk.

Quelle: APD, Foto: flickr.com, Datum: 23.09.2020

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