Winterschule 1Vom 23.-27.11.2020 fand die erste „Winterschule für Agrarpolitik", organisiert vom Deutsch-Ukrainischen Agrarpolitischen Dialog (APD), statt. Aufgrund der Quarantänebeschränkungen wurde die Veranstaltung in einem Hybrid-Format (sowohl online als auch vor Ort) durchgeführt.

Rund 30 Lehrkräfte aus ukrainischen Hochschuleinrichtungen mit entsprechendem Agrarprofil nahmen an der Winterschule in den Räumlichkeiten des wissenschaftlich-methodischen Zentrums für Hochschul- und Berufsbildung (NMC VFPO) in Kiew teil. Im Verlauf der ganzwöchigen Veranstaltung stellten ukrainische als auch internationale Experten aktuelle Entwicklungen sowie Trends in der Agrarpolitik, sowohl in der Ukraine als auch weltweit, vor und gaben Empfehlungen für die agrarpolitische Ausbildung an den jeweiligen Hochschulen.

Volker Sasse, Projektleiter des APD, hob in seiner Begrüßung wichtige Herausforderungen in der gegenwärtigen Agrarpolitik hervor. Er betonte, dass durch die Dezentralisierungsreform, die Änderungen in der Bodenverwaltung sowie durch die staatliche Unterstützung für Landwirte u.a. neue Möglichkeiten bei der Entwicklung der ländlichen Räume in der Ukraine bestehen. „Wichtige Voraussetzungen für eine weitere Entwicklung ist jedoch die Verfügbarkeit von Informationen, die Gewährleistung von Transparenz bei agrarpolitischen Entscheidungen sowie die aktive Einbeziehung der gesamten Agrarwirtschaft in die Gestaltung der Agrarpolitik des Landes“, so Sasse.

Aktuelle Veränderungen in der EU-Agrarpolitik wurden im Vortrag des Agrarattachés der Deutschen Botschaft Kiew, Frank Müller, besprochen. Darüber hinaus verwies Müller auf weitere bedeutende Ziele der EU-Agrarpolitik: Gewährleistung eines angemessenen Einkommens für Landwirte und Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit; Überwindung der Auswirkungen des Klimawandels, Umweltvorsorge, Erhaltung der biologischen Vielfalt und der Kulturlandschaft, Unterstützung des Generationswechsels in der Landwirtschaft.

Prof. Dr. Harald von Witzke, Emeritus der Humboldt-Universität zu Berlin, stellte in seinem Vortrag die wichtigsten Instrumente der EU-Agrarpolitik vor und beschrieb deren Funktionsweise. Prof. Dr. Rainer Langosch, Hochschule Neubrandenburg, sprach über aktuelle Tendenzen in der Agrarwirtschaft und deren Aufnahme in die Agrarausbildung sowie über Anforderungen an Lehrveranstaltungen zur Agrarpolitik. Langosch unterstrich, dass die Kernkompetenzen der jungen Fachkräfte frühzeitig entwickelt werden sollten, welche auf analytischen und kommunikativen Fähigkeiten, dem Verständnis der Komplexität der landwirtschaftlichen Produktion und auf Fachwissen beruhen.

Winterschule 2Einen weiteren interessanten Beitrag zu modernen Anforderungen für das Verfassen und zur Veröffentlichung von wissenschaftlichen Arbeiten leistete Dr. Oleksandr Perekhozhuk, IAMO-Institut. Erfahrungen zur beruflichen Entwicklung von Landarbeitern stellte Dr. Andreas Quiring, Andreas Hermes Akademie, vor. Quiring zeigte, dass ausgeprägte Kommunikationsfähigkeiten der Landwirte enorm wichtig. Landwirte sind heutzutage damit konfrontiert, ihr Handeln immer häufiger im Dialog mit Vertretern der Agrarpolitik zu rechtfertigen.

Der darauffolgende Tag war dem Thema Agrarmärkte gewidmet. Richard Moody, Projekt Agritrade, referierte über die aktuellen Herausforderungen der globalen und der EU-Agrarmärkte sowie über die Möglichkeiten für die Ukraine, Handelsbeziehungen aufzubauen und zu entwickeln. Oleksandr Perekhozhuk präsentierte die Anpassung des Agrarmarktes an die aktuellen agrarpolitischen Rahmenbedingungen anhand des Milchmarktes. Oleg Nivievskyi, Kyiv School of Economics, veranschaulichte die Rolle der Ukraine auf dem Weltmarkt und die Auswirkungen der weltweiten Agrarpolitik auf die Entwicklung der ukrainischen Agrarproduktion. Die Experten zeigten somit, dass die globalen Trends eine direkte Auswirkung auf die Entwicklung der landwirtschaftlichen Produktion in der Ukraine haben.

Winterschule 3Zahlreiche weitere Experten wie z.B. Vitaliy Storozhuk, Ukrderzlisproekt, Igor Abramyuk, Allukrainische Vereinigung der Gemeinden, Katja Dells, Bodenverwertungs- und -verwaltungs GmbH, Andriy Koshyl, Landunion der Ukraine, Oksana Davis, FAO, sowie Bavo van den Idsert, „Organic Processing and Trade Association Europe“, nahmen als Redner mit Fachbeiträgen teil. Alex Lissitsa, Präsident von UCAB, und Olga Trofimtseva, ehemalige stellv. Ministerin für Agrarpolitik und Ernährung der Ukraine, sprachen über aktuelle Anforderungen der Agrarwirtschaft und die Aussichten für die weitere Entwicklung der Agrarpolitik in der Ukraine. Beide Experten betonten, dass die Agrarpolitik vor enormen Herausforderungen wie z.B. die Bekämpfung der Corona-Pandemie und die Öffnung des Bodenmarktes, steht, welche weitreichende Entscheidungen von Politikern und Fachexperten abverlangen und dafür eine intensive Auseinandersetzung mit den agrarpolitischen Möglichkeiten aber auch den Risiken gefordert ist.

Zum Abschluss der Winterschule präsentierten die Teilnehmer kurze Vorträge, indem sie die Schwerpunkte der Veranstaltung zusammenfassten sowie Ansätze und Themen identifizierten, welche sie zukünftig in ihren Lehrveranstaltungen behandeln möchten.

Quelle: APD, Foto: APD, Datum: 27.11.2020

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