Beratung1Vom 14.-18.12.2020 führte der APD eine einwöchige Weiterbildung für ukrainische Agrarberater zum Thema „Moderne Ansätze zur Organisation des landwirtschaftlichen Beratungswesens, aktuelle Herausforderungen in der Ukraine“ durch. An dem Kurs nahmen rund 100 Personen teil, die eng mit dem Dienstleistungssektor der Beratung verbunden sind. Die Weiterbildung wurde vom Nationalen Verband der landwirtschaftlichen Beratungsdienste der Ukraine, unter Beteiligung des Präsidenten des Verbandes, Ivan Pankiv, und des Ehrenpräsidenten, Roman Korinets, unterstützt.

Frau Svitlana Pavlenko, Verantwortliche für Beratungswesen beim Ministerium für wirtschaftliche Entwicklung, Handel und Landwirtschaft der Ukraine (MWHL), informierte über die Vorschläge des MWHL zur Weiterentwicklung des landwirtschaftlichen Beratungswesens in der Ukraine. Sie merkte an, dass die Stärkung des landwirtschaftlichen Beratungswesens eine Priorität des MWHL ist. Ein wichtiger Aspekt des Beratungswesens ist die Bereitstellung von Beratung in den Gemeinden und der Aufbau einer effektiven Kommunikation zwischen landwirtschaftlichen Unternehmen und Behörden.

Die Notwendigkeit, einen relevanten Berater in den Gemeinden einzubeziehen, wurde auch im Rahmen einer Umfrage unter den Teilnehmer bestätigt. Die Mehrheit der Befragten bestätigte, dass Kommunikationsfähigkeiten und Fachkompetenz die Schlüsselmerkmale von Beratern darstellen. Die Hauptaufgabe dieser Spezialisten besteht darin, Landwirten, welche bei der Gemeinde nach Unterstützung anfragen, die erforderlichen Informationen bereitstellen und bei bürokratischen Verfahren entsprechende Hilfe leisten.

Beratung2Vertreter des Lettischen Zentrums für ländliche Beratung und Ausbildung (LZLBA) stellten ihre Erfahrungen bei der Entwicklung des Beratungswesens in Lettland sowie die Probleme und Herausforderungen in diesem Bereich; Europäische Tendenzen in Bezug auf Beratung, zukünftige Berateranforderungen und Erfahrung in der Zusammenarbeit mit Partnern und Behörden; die Art und Weise der Zusammenarbeit mit der ländlichen Entwicklung und Beratung sowie Möglichkeiten der Zusammenwirkung mit Gemeinden, das LEADER-Programm sowie aktuelle Anforderungen an die Qualifikation von Beratern, Methoden ihrer Bewertung sowie das System der Ausbildung und Umschulung von Praktikern vor. Die Experten betonten, dass die Anforderungen an moderne Berater sowohl hinsichtlich ihres Fachwissens als auch ihrer Fähigkeiten und Kommunikationsansätze enorm zunehmen. Das beste Kriterium sind zufriedene Kunden, die sich wiederkehrend mit neuen Aufgaben an den Berater wenden.

Deutsche Erfahrungen und aktuelle Tendenzen in der Landwirtschaft sowie Herausforderungen für das landwirtschaftliche Beratungswesen wurden von Prof. Rainer Langosch, Hochschule Neubrandenburg, präsentiert. Langosch wies auf die zunehmende Komplexität und Geschwindigkeit der Arbeit in der Landwirtschaft hin, die die Bereitstellung von Beratungsdiensten entsprechend erschwert und von Beratern eine erhebliche analytische und fachliche Kompetenz sowie die Bereitschaft zur Übernahme von Verantwortung für ihre Entscheidungen verlangt.

Mykhailo Vyshnyovsky und Ivan Pankiv stellten Erfahrungen des Lwiwer Beratungsdienstes vor. Pavlo Koval, Generaldirektor der Ukrainischen Agrarkonföderation, verwies auf Anforderungen des modernen landwirtschaftlichen Beratungswesens aus der Sicht der Agrarwirtschaft. Er betonte, dass landwirtschaftliche Unternehmen an hochwertigen Beratungen interessiert sind und auch eine Zahlungsbereitschaft besteht. Allerdings müssen die Berater in der Lage sein, die hohen Anforderungen der landwirtschaftlichen Betriebe zu erfüllen, z.B. Einführung moderner landwirtschaftlicher Technologien. Solche Unternehmen haben einen breiten Zugang zu Informationen und benötigen unvoreingenommene Beratung, die sich nicht auf ein bestimmtes Produkt oder eine bestimmte Dienstleistung bezieht.

Roman Korinets präsentierte den anwesenden Beratern den Stand und die Perspektiven des ukrainischen landwirtschaftlichen Beratungswesens. Er verwies darauf, dass die von der Regierung festgelegte Erstattung für Beratungsleistungen schlecht funktioniert.

Am letzten Seminartag wurden die politischen und organisatorischen Schritte zur Verbesserung der Kompetenz der ukrainischen Agrarberatung erörtert. Dabei wurde vorgeschlagen, die derzeitige Gesetzgebung zu überarbeiten, bewährte Beratungspraktiken aktiv auszugestalten, die Zusammenarbeit mit den Gemeinden zu intensivieren und der ökologischen Produktion mehr Aufmerksamkeit zu widmen.

Im nächsten Jahr plant der APD, die Richtung des landwirtschaftlichen Beratungswesens in der Ukraine weiterhin aktiv zu unterstützen, insbesondere im Hinblick auf die Bestimmung der Anforderungen, die Zertifizierung und die Weiterbildung von Beratern, den Aufbau einer Zusammenarbeit mit territorialen Gemeinden; die Einführung eines kommerziellen (Pilot-)Beratungsbetriebes für landwirtschaftliche Unternehmen sowie die Einführung internationaler Erfahrungen in diesem Bereich.

Quelle: APD, Foto: APD, Datum: 18.12.2020

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