Foto Frau Dr. Nick Pressestelle BMELAm 15.02.2022 fand im Rahmen der Internationalen Messe „AgroSpring 2022“ eine Informations- und Diskussionsveranstaltung des Deutsch-Ukrainischen Agrarpolitischen Dialoges (APD) mit Unterstützung der German Agribusiness Alliance und VDMA Landtechnik zum Thema: „Green Deal und nachhaltige Entwicklung in der Landwirtschaft – Chancen und Herausforderungen für die Ukraine“ statt. An der Hybrid-Veranstaltung nahmen etwa 200 internationale Experten, Vertretern der ukrainischen Agrarpolitik und Agrarwirtschaft, der regionalen Verwaltungen sowie der Agrarwissenschaft teil.

Die Einführung des „EU-Green Deal“ sieht wichtige Änderungen in der landwirtschaftlichen Produktion vor und hat erhebliche Auswirkungen auf die Entwicklung des Handels mit landwirtschaftlichen Erzeugnissen. „Das Ministerium für Agrarpolitik und Ernährung der Ukraine (MAPE) bereitet sich derzeit auf die bevorstehenden Aufgaben vor und ist dabei, entsprechende strategische Dokumente zur Anpassung der ukrainischen Landwirtschaft sowie die Sicherung einer nachhaltigeren Entwicklung des Agrarsektors zu entwickeln“, sagte der stellv. Minister im MAPE, Taras Vysotsky.

Zur Unterstützung für eine nachhaltige Entwicklung der Landwirtschaft in der Ukraine sprach sich in Ihrer Begrüßungsrede auch die Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft, Dr. Ophelia Nick aus. „Die Ukraine ist für Deutschland ein wichtiger Partner in Europa und ein Schwerpunktland unserer bilateralen Zusammenarbeit. Die guten Beziehungen im Landwirtschafts- und Ernährungssektor wollen wir auch in diesen schwierigen Zeiten fortsetzen und weiter ausbauen. Wir setzen darauf, dass die Zusammenarbeit deutlich zu einer friedlichen Entwicklung beiträgt. So gilt es, die Landwirtschaft in Europa und gemeinsam mit unseren Partnern nachhaltiger und zukunftsfest zu gestalten“, betonte Nick. Eine nachhaltige Landwirtschaft habe eine hohe Bedeutung für den Klimaschutz und den Schutz der Artenvielfalt.

Anka Feldhusen, Botschafterin der Bundesrepublik Deutschland in Kiew, verwies auf die Unterstützung bei der Gestaltung von effizienten Rahmenbedingungen für eine nachhaltige Entwicklung in der Ukraine sowie auch im Agrarsektor. „Die Landwirtschaft ist das Rückgrat der ukrainischen Volkswirtschaft und macht die Ukraine zunehmend zu einem Pfeiler der globalen Ernährungssicherung! Ich danke allen Partnern, die die deutsch-ukrainische Zusammenarbeit im Agrarbereich zu einer wahren Erfolgsgeschichte machen!“

Im Vortrag von Dr. Andreas Täuber, BMEL, zum Thema „Green Deal und nachhaltige Entwicklung in der Landwirtschaft – Herausforderungen und aktuelle Diskussionen in Deutschland“ erklärte er, dass auch die europäische Landwirtschaft vor neuen Herausforderungen steht. Von besonderer Bedeutung ist der nachhaltige Ansatz zur Weiterentwicklung der Landwirtschaft, der sowohl die politische Vision, die Erwartungen der Agrarwirtschaft, die Empfehlungen der Agrarwissenschaft als auch die Bedürfnisse der ländlichen Bevölkerung berücksichtigen muss.

Perspektiven für die Agrarwirtschaft in der Ukraine aus der Sicht der German Agribusiness Alliance präsentierte Dr. Per Brodersen. Eine der wichtigsten Herausforderungen, welche u.a. vor der Ukraine im Kontext der europäischen „Green Deal“ liegt, ist die Fortsetzung des Modernisierungskurses der Landwirtschaft; die Notwendigkeit zusätzlicher Investitionen in Forschung, Bildung und Beratung im Agrarsektor; Bereitschaft zur Adaptation neuer Technologien sowie die Sicherung des Handels mit der EU.

AgroSpringIn der anschließenden Podiumsdiskussion verwies Andrii Kravchenko, stellv. Leiter der Abteilung für Agrarentwicklung beim MAPE, auf die Pläne des MAPE zum Aufbau einer interdisziplinären Arbeitsgruppe zu Fragen des Klimawandels, zu Herausforderungen des EU-Green Deals sowie der Farm to Fork Strategie. Dabei lud Kravchenko den APD zur aktiven Teilnahme bei den Sitzungen der Arbeitsgruppe im MAPE ein.

Pavlo Koval, Geschäftsführer der Ukrainischen Agrarkonföderation und Mitglied im Ukrainischen Nationalen Agrar Forum (UNAF), machte auf das Ungleichgewicht zwischen ukrainischen und europäischen Agrarproduzenten bei der Umsetzung des DCFTA aufmerksam. Dies erfordert Anpassungsmaßnahmen, um die Wettbewerbsposition der Ukraine im Agrarhandel nicht zu verlieren.

Olha Khodakivska, stellv. Leiterin des Instituts für Agrarökonomie, hob die Intensität der landwirtschaftlichen Produktion in der Ukraine hervor, welche sich derzeitig erheblich von der in der EU unterscheidet, was bei einer Umsetzung des Green Deals berücksichtigt werden müsse. „Aus diesem Grund ist bei der Umsetzung von EU-Vorschriften ein behutsames Vorgehen erforderlich, da die Ausgangsbedingungen in der Ukraine und der EU sehr unterschiedlich sind“, sagte Khodakivska.

Anna Perederii, Vorsitzende der Regionalgruppe GUS im VDMA Landtechnik, zeigte auf die Rekordlieferungen deutscher Landtechnik in die Ukraine in 2021. Dabei verwies sie auf die Teilverantwortung der Hersteller, hochqualifizierte und spezialisierte Mitarbeiter für die nachhaltige Entwicklung im Agrarsektor weiter- und auszubilden um u.a. damit auch dem Carbon-Farming Ansatz gerecht zu werden. Neben dem Ackerbaubereich gibt es in der Ukraine noch ein großes Potential in der Innenwirtschaft. Diesem Bereich sollte künftig mehr Aufmerksamkeit auch auf der politischen Seite gewidmet werden.

Ivan Slobodyanyk, Geschäftsführer des Allukrainischen Verbands der Gemeinden, verwies in seinem Beitrag auf die Bedeutung der ländlichen Gebiete bei der Umsetzung einer nachhaltigen Entwicklungspolitik hin. Er sprach sich für eine noch intensivere Zusammenarbeit zwischen den lokalen Verwaltungen aus, bei welcher der Verband in der Bereitstellung von Beratung auf Gemeindeebene unterstützen könnte. „Wir müssen den ländlichen Raum für unsere Nachkommen als attraktiven Lebensraum für die landwirtschaftliche Produktion und das Leben erhalten“, fasste er zusammen.

In seinem Schlusswort resümierte Frank Müller, Agrarattaché der Botschaft der Bundesrepublik Deutschland in Kiew, dass der EU-Green Deal und die Farm-to-Fork Strategie ein klares Bekenntnis zu einer nachhaltigen Landwirtschaft seien. In der Ukraine stößt dieses Thema sowohl bei Vertretern der Agrarverwaltung als auch der Fachwelt auf großes Interesse. Neben der Sicherstellung des Schutzes des Klimas und der Artenvielfalt könne dieser Ansatz auch dafür sorgen, dass weiteres Wachstum nachhaltig gestaltet wird. Nachhaltigkeitsstandards würden zunehmend zu einem Qualitätskriterium im internationalen Handel werden. Um ihre Bedeutung als wichtiger Erzeuger und Exporteur landwirtschaftlicher Erzeugnisse zu behaupten, sollte die Ukraine angemessene Anstrengungen unternehmen und die Änderungen in der europäischen Politik genau beobachten.

Mariya Yaroshko, kommissarische Projektleiterin des APD und Moderatorin der Veranstaltung, bedankte sich bei den Teilnehmern für die lebhafte Diskussion und den profunden Austausch. Sie verwies darauf, dass dieser fachliche Dialog in den kommenden Veranstaltungen des APD sowie in den Beratungsaktivitäten fortgesetzt werden sollte.

Quelle: APD; Foto: @BMEL, APD; Datum: 15.02.2022

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