IMG 0933Das Thema der dualen Ausbildung wird in der Ukraine zunehmend intensiver diskutiert. Viele Bildungs- und Ausbildungsinstitutionen vereint die Absicht, die Ausbildung auf beruflicher bzw. akademischer Ebene zu reformieren. Im Sommer wurde in der Ukraine der Rat für landwirtschaftliche Ausbildung gegründet, welcher sich u.a. für eine stärkere Einbeziehung der praktischen Module einsetzt.

In diesem Zusammenhang organisierte das APD vom 17.10.2016-22.10.2016 eine Fachinformationsfahrt (FIF) zum Thema „Duale Ausbildung für die Landwirtschaft – deutsche Erfahrungen und Empfehlungen für die Ukraine“. 34 Teilnehmern, Vertreter aus dem Ministerium für Agrarpolitik und Ernährung, dem Ministerium für Bildung und Wissenschaft, dem Ministerkabinett der Ukraine, aus dem wissenschaftlich-methodischen Zentrum „Agroosvita“, Direktoren aus Agrarbildungseinrichtungen verschiedener Akkreditierungsniveaus und der Landwirtschaftskammer, nahmen an der Veranstaltung teil.

Hauptziele der Fachinformationsfahrt waren:

  • Organisation und Verwaltung der dualen Agrarausbildung auf Bundes- und Landesebene;
  • Organisation der dualen Ausbildung (z.B. Landwirtschaftskammer, Landesschulamt, DEULA Schulen, Berufsschulen);
  • Beteiligung der Landwirtschaftsbetrieben (Anforderungen);
  • Rolle der Fachverbände in der dualen Ausbildung (z.B. Deutscher Bauernverband, VDL-Bundesverband Berufsverband Agrar Ernährung Umwelt);
  • Methodische Ansätze zur dualen Ausbildung (Rahmenlehrpläne und Curricula)
  • Austauschprogramme für Studentenpraktika (z.B. DEULA Nienburg, DBV, APOLLO e.V.)

IMG 0914Die Fachinformationsfahrt begann am Montag, den 17.10.2016 im BMEL. Herr Stefan Hübner sprach nach der Begrüßung über Aufgaben des Ministeriums und der verschiedenen Abteilungen sowie der nachgeordneten Einrichtungen im Bereich der dualen Ausbildung. Er informierte weiterhin über die laufenden bzw. geplanten Projektaktivitäten des Bilateralen Kooperationsprogramms des BMEL in der Ukraine. (Präsentation)

Herr Andreas Heym (Referat 414), Verantwortlicher für die Berufsausbildung in der Agrar- und Ernährungswirtschaft im BMEL, skizzierte den Aufbau der dualen Ausbildung in Deutschland. Dabei betonte er, dass Bildung in Deutschland Ländersache ist und dass das Interesse für die Ausbildung von den Betrieben ausgeben muss. Nur der Besuch der Berufsschule wird in der Regel vom Staat finanziert. Die duale Ausbildung ist eindeutig in Theorie und Praxis getrennt. (Präsentation)

Anschließend stellte Herr Martin Lambers, Referent für berufliche Bildung beim Deutschen Bauernverband, die Verzahnung der einzelnen Ebenen der Agrarausbildung vor. Des Weiteren gab er einen Einblick in die formalen Voraussetzungen zur Anerkennung der Betriebe als Ausbildungseinrichtungen sowie in die Kriterien zur Anerkennung der Ausbildereignungen von betrieblichen Einzelpersonen. (Präsentation)

Am 18.10.2016 trafen sich die FIF-Teilnehmer mit Frau Ingeborg Weisig, Verantwortliche für Europäische und internationale Angelegenheiten im Niedersächsischen Kultusministerium sowie Herrn Wilhelm Jürgen vom Niedersächsischen Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz in Hannover. Frau Weisig stellte die Berufliche Bildung in Niedersachsen anhand der Schulformen und der Bildungsgänge vor. In der sehr intensiven Diskussion hob Herr Jürgen hervor, dass sich Schüler beim gewünschten Ausbildungsbetrieb zunächst bewerben müssen. „Gerade in den „grünen Berufen“ haben die ausgelernten Facharbeiter meinst nach dem Ende der Ausbildung auch eine Weiterbeschäftigung sicher. Oftmals ist es einer der Ausbildungsbetriebe, welcher den Auszubildenden direkt in eine Festanstellung übernimmt.“ - bemerkte Herr Jürgen.

IMG 0986In der Landwirtschaftlichen Berufsschule „Justus von Liebig“ stellte der Schulleiter, Herr Damek, bei einem Rundgang klar, dass der Schulbesuch an öffentlichen Schulen in Deutschland kostenlos ist. Frau Bickmann informierte die Teilnehmer die Aufgaben der Landeschulbehörde bei der Überwachung der Berufsschulen, der Verbesserung der Ausbildungsqualität sowie der Qualifikation von Lehrkräften. Ferner betonte Sie, dass von beiden Seiten, Auszubildender und Lehrkräfte, neben der fachlichen Kompetenz auch zunehmend eine methodische und soziale Kompetenz nachgewiesen werden muss.

Auf dem Gelände der DEULA in Nienburg stellte Herr Hans-Georg Hassenpflug, von der Landwirtschafskammer in Niedersachsen, zunächst die Landwirtschaftskammer Niedersachsen sowie die Organisation und Durchführung der dualen Ausbildung vor. (Präsentation) Im Anschluss sprach Herr Hans-Jochen Meyer, ehemaliger Koordinator des Agrarbereiches der Geprganstalt - Berufsbildende Schulen II des Landkreises Uelzen, über den Aufbau und die Struktur der Lehrpläne in der Berufsschule. (Präsentation)

Am folgenden Tag traf sich die Gruppe mit dem Abteilungsleiter der Georgsanstalt in Uelzen, Herrn Joachim Meyer. Herr Meyer betonte, dass die Berufsbildung, welche die Georgsanstalt seit 1855 in Niedersachsen gewährleistet, einem ständigen Anpassungsprozess unterworfen ist. „Unser Profil hat sich in der Vergangenheit z.T. stark verändert. Die einst am Standort in Uelzen ansässige Ausbildung für Veterinärmedizin haben wir in die Universität Hannover eingebunden. Des Weiteren kooperieren wir mit der Landwirtschaftskammer in Niedersachsen, den Universitäten und Betrieben. Nur so stellen wir sicher, dass wir die wachsenden Kompetenzanforderungen bei unseren Schülern auch sicherstellen können.“ – sagte Meyer. 

IMG 1345Um den vollständigen Ausbildungsweg kennenlernen zu können, folgte anschließend der Besuch eines anerkannten landwirtschaftlichen Ausbildungsbetriebes in der Nähe von Uelzen. Der Betriebsleiter, Herr Bernd Trumman, skizzierte die allgemeine Vorgehensweise bei der Ausbildung sowie die spezifischen Rahmenlehrpläne auf seinem Betrieb.

Herr Antelmann, Geschäftsführer der DEULA-Nienburg, nahm sich am Freitag in einem Geländerundgang rund 2 Stunden Zeit für die Vorstellung der Ausbildungsanstalt sowie für Fragen der Teilnehmer. Beim Rundgang haben die Besucher festgestellt, dass die DEULA die Ausbildung in verschiedensten Werkstätten sicherstellen kann, was normale landwirtschaftliche Betriebe finanziell nicht leisten können. „Hierin liegt die Stärke der DEULA. Nicht jeder Betrieb kann die Ausbildung so umfangreich in den Betrieben anbieten. Daher vereinen wir eine komfortable Möglichkeit auch Ausbildungen anzubieten, welche über die eigentliche Betriebsausausstattung hinausgeht. Unsere Maschinen und Technik sind in der Regel nicht älter als 3 Jahre, um mit dem technischen Fortschritt und den betrieblichen Anforderungen Schritt zu halten. Das Kerngeschäft der DEULA ist Wissen im Umgang mit Maschinen und Technik zu vermitteln. Wir investieren jedes Jahr enorme Summen, um den Lernerfolg zu sichern.“ – bemerkte Antelmann. (Präsentation)

Anschließend stellten Frau Antje Bauch (DBV) (Präsentation) sowie Frau Wiemer (Apollo e.V) (Präsentation), die speziell auf Osteuropa zugeschnittenen Praktikantenprogramme zum Austausch von jungen Agrarstudenten und Praktikanten vor

Am letzten Tag der Reise erfolgte eine Zusammenfassung des Gehörten und Gesehenen. Die Teilnehmer haben sich in einer intensiven Diskussion auf zukünftige Schritte für die Entwicklung des dualen Ausbildungssystems in der Ukraine geeinigt. Die Teilnehmer stimmten überein, dass das duale System zur Organisation der Ausbildung die wirkungsvollste Form der Vorbereitung der Fachkräfte für den Agrarsektor in Fach- und Berufsschulen ist. Einige Elemente der dualen Ausbildung in der Ukraine sind bereits präsent. Die Bildungseinrichtungen können die Lernmethoden selbständig bestimmen. (Resolution)

Insgesamt wurde die Fachinformationsfahrt von allen Teilnehmern als sehr erfolgreich eingeschätzt. Besonders hervorgehoben wurden die Möglichkeit des gezielten Erfahrungsaustausches, der offene transparente Bereitstellung der Informationen, die Unterbringung in der DEULA-Nienburg, die professionelle Übersetzung sowie die spezifische Zusammenstellung des Reiseprogrammes, welches die aktuellen Diskussionen in der Ukraine zu diesem Schwerpunkt sehr gut widerspiegelt. Weiterhin wurde von den Teilnehmern vorgeschlagen, die Projektaktivitäten zur Einführung der dualen Ausbildung in der Ukraine fortzusetzen und eine Fachinformationsreise des APD zum Thema „Förderungsmechanismen zur Entwicklung der ländlichen Räume“ zu organisieren.

Quelle: APD. Foto: APD. Datum: 17-21.10.2016

 

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