IMG 1697Am 09.11.2016 hat der Deutsch-Ukrainische Agrarpolitische Dialog zu einer Veranstaltung im Rahmen der Landwirtschaftsmesse „InterAgro“ auf das Messegelände in Kiew eingeladen. Die Veranstaltung zum Thema „Kooperation als Instrument zur Verbesserung der Lebensqualität im ländlichen Raum“ war mit rund 75 Teilnehmern sehr gut besucht.

Frau Olga Trofimtseva betonte in ihrem Grußwort, dass das Ministerium für Agrarpolitik und Ernährung der Ukraine (MAPE) die Potentiale von Kooperationsbetrieben in der Landwirtschaft sieht. Für deren Erschließung muss jedoch erst ein gesetzlicher Rahmen geschaffen werden.

Herr Hermann Intemann, Landwirtschaftsattaché an der deutschen Botschaft Kiew, verwies in seiner Begrüßung auf die langjährigen deutschen Erfahrungen im Genossenschaftswesen. „Diese Erfahrungen haben bis heute Gültigkeit. Genossenschaften sind weit verbreitet und führen u.a. auch in der Landwirtschaft, besonders in Ostdeutschland, zu signifikanten wirtschaftlichen Effekten.“

Der Leiter der Abteilung für Landwirtschaft der Kiewer Gebietsverwaltung, Herr Serhiy Shupyk, informierte über das Förderprogramm der Gebietsverwaltung, das u.a. in Teilen auch auf die Entwicklung von Genossenschaften ausgerichtet werden soll.

IMG 1788Der Experte des APD, Herr Marcel Gerds sprach über den Stand zur Entwicklung des Genossenschaftswesens, die Effekte zur Wettbewerbsfähigkeit und die agrarpolitischen Rahmenbedingungen in Deutschland. Neben seiner Tätigkeit als Vorstand des PROGRESS Genossenschaftsverbandes e.V. gab er als Steuerberater für den land- und forstwirtschaftlichen Bereich gleichzeitig Einblicke in die Besteuerung von Genossenschaften in Deutschland. Er unterstrich, dass die wirtschaftlichen Effekte durch genossenschaftliche Kooperation, vor allem den Willen der Beteiligten zur Selbsthilfe entstehen. Staatliche finanzielle Unterstützung erhalten die Genossenschaften in Deutschland nicht. Genossenschaften werden wie jedes andere Unternehmen besteuert. Aufgrund des Genossenschaftsgesetzes in Deutschland, müssen Genossenschaften per Gesetz einem Genossenschaftsverband angehören. (Präsentation)

Herr Roman Korinetz, Vorsitzender der Vereinigung der landwirtschaftlichen Beratungsunternehmen der Ukraine, betonte die Potentiale, die sich durch die Förderung von landwirtschaftlichen Genossenschaften in der Ukraine erschließen ließen. Er beschrieb wichtige Hemmnisse für die Entwicklung des Genossenschaftswesens in der Ukraine: u. a. die Ungewissheit der allgemeinen politischen und wirtschaftlichen Bedingungen, die exportorientierte Entwicklung des Agrarsektors, fehlende staatliche Unterstützung der Genossenschaften und die schlechte gesellschaftliche Akzeptanz des „Kolhoz“-Systems. Laut Herrn Korinetz, könnte die Entwicklung von Genossenschaftswesen der Landwirtschaftsproduzenten durch die Verabschiedung und Implementierung einer entsprechenden Gesetzgebung (u. a. in Bezug auf Familienbetriebe) sowie die Schaffung, der für die Umsetzung der politischen Ziele zuständigen Institutionen, gefördert werden. (Präsentation) (Präsentation vom Herrn Zbarskiy und Herrn Talavyrya)

Die Vertreter von bereits bestehenden Genossenschaften in der Ukraine berichteten über Herausforderungen bzw. sogar Misserfolge, z.B. durch unrechtmäßige Übernahmen. Gleichzeitig gibt es aber auch gute Beispiele für wirtschaftliche Impulse, die durch die Zusammenarbeit in Genossenschaften erreicht werden konnten. Frau Alla Tkatsch von der Genossenschaft „Dobrobut-Agro“ sagte, dass bei gegenseitigem Vertrauen und gemeinsamem Interessen mit wenig Startkapital bemerkenswerte wirtschaftliche Effekte erreicht werden können. (Präsentation) (Präsentation vom Herrn Treis)

IMG 1904Einige Teilnehmer der Konferenz äußerten ihre Enttäuschung über die nach ihrer Meinung mangelnde Effizienz der staatlichen Verwaltung und beklagten die unzureichende Unterstützung durch das MAPE. Dem entgegnete die Abteilungsleiterin für Entwicklung der landwirtschaftlichen Kleinunternehmer im Ländlichen Raum des MAPE, Frau Swetlana Pawlenko, in der Diskussion, dass es sehr wohl Fortschritte, auch in der Agrarpolitik, gibt: „Die Umsetzung der Reformen braucht viel Abstimmungsaufwand zwischen den verschiedenen Ministerien und daher etwas Zeit und Geduld bei allen Interessenvertretern.“ Die Vertreter weiterer internationaler Projekte, wie z.B. Herr Viktor Terez, Präsident des internationalen Wohlfahrtsfonds „Dobrobut Gromad“, schlugen vor, die verschiedenen Projektaktivitäten auf ausgewählte Schwerpunkte, wie z.B. die Entwicklung des Kooperationswesens in der Ukraine, zu fokussieren und spezifische Maßnahmen in diesem Bereich so weit wie möglich zu koordinieren.

Der Deutsch-Ukrainische Agrarpolitische Dialog wird das Thema „Entwicklung des Genossenschaftswesens in der Ukraine“ im Rahmen der nächste Sitzung der bilateralen Steuerungsgruppe ansprechen und entsprechende Projektaktivitäten für die Umsetzung in 2017 vorschlagen.

Quelle: APD. Foto: APD. Datum: 09.11.2016

 

Загрузка... .