freiw zertifx1-minDieses Thema wurde am 31.07.2019 von rd. 35 Vertretern aus der Agrarverwaltung, der Agrarwirtschaft und -wissenschaft der Ukraine diskutiert. Der Runde Tisch wurde in Zusammenarbeit mit dem Ukrainischen Nationalen Agrarforum (UNAF) vom APD organisiert.

In seiner Begrüßung betonte Volodymyr Lapa, Leiter des Amtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit der Ukraine, die Bedeutung von staatlichen Sicherheitsstandards für Agrarerzeugnisse und verwies auf die beachtlichen Fortschritte, die in der Ukraine in den letzten Jahren bereits erreicht wurden. „Darüberhinausgehende freiwillige Gewährleistungen der Produzenten, Verarbeiter und Händler - entsprechend den Anforderungen der Verbraucher, zum Beispiel in die Produktionsverfahren - müssen von der Agrarwirtschaft organisiert und auch finanziert werden“, sagte Lapa. 

Frau Mariia Didukh, Direktorin Ukrainisches Nationale Agrarforum (UNAF), untermauerte aus der Sicht des Verbandes die Potentiale einer freiwilligen Zertifizierung. Aktuell beabsichtigen wichtige Verbände der Agrarwirtschaft, Systeme der freiwilligen Zertifizierung von Agrarprodukten auch in der Ukraine zu etablieren. Frau Didukh verwies gleichzeitig dabei aber auch auf die Herausforderungen, die sich aus einer gemeinsamen Finanzierung solcher Systeme ergeben.

Frau Larissa Starikova, vom analytischen Zentrum des Verbandes „Agrarny Soyuz Ukrainy“ sprach über die Vor- und Nachteile eines Systems der freiwilligen Zertifizierung von Agrar- und Ernährungserzeugnissen und plädierte am Ende für die schrittweise Einführung eines solchen Systems in der Ukraine, insbesondere um die noch bestehenden Schwächen des staatlichen Kontrollsystems auszugleichen.

Auch Frau Dr. Bothmann vom Niedersächsischen Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit, unterstrich, dass staatlich geregelte Standards die Minimumanforderungen darstellen, die von allen Marktakteuren insbesondere auch im internationalen Handel einzuhalten sind. Systeme der freiwilligen, zusätzlichen Zertifizierung können sich dagegen flexibler auf die sich ständig verändernden und weiter-entwickelnden Anforderungen der Verbraucher und des Marktes einstellen. 

freiw zertifx2-minFrau Sabrina Melis, von der QS - Qualität und Sicherheit GmbH stellte deutsche Erfahrungen bei der Entwicklung und Etablierung eines Systems der freiwilligen Zertifizierung von Agrar- und Ernährungserzeugnissen vor. Mit der Gründung von QS im Jahre 2001 wurden für alle Stufen der Wertschöpfungskette strenge, nachprüfbare Qualitätsvorgaben festgelegt und ein transparentes, stufenübergreifendes Qualitätssicherungssystem geschaffen, das heute fasst 140.000 Systempartner umfasst. Frau Melis sprach auch über Optionen für die Ukraine: „Der Aufbau eines eigenen Zertifizierungssystems in der Ukraine geht nur schrittweise und erfordert langfristiges Engagement der Beteiligten. Wichtig ist, dass alle Akteure der Wertschöpfungskette gemeinsam an einem Strang ziehen und dass durch eine zuverlässige Zertifizierung die Akzeptanz in der Branche sowie in der Gesellschaft erreicht wird.“, sagte Melis. 

In der angeregten Diskussion wurde die Vision der schrittweisen Einführung von Elementen der freiwilligen Zertifizierung von Agrarerzeugnissen in der Ukraine überwiegend positiv beurteilt. 

Sergii Iwachenko, amtierender Geschäftsführer des Ukrainischen Getreideverbandes, betonte in seinem Beitrag die Bedeutung staatlicher Unterstützungsmaßnahmen für eine effektive Entwicklung der freiwilligen Zertifizierung in der Ukraine. 

Frau Tamara Pidberezniak, Präsidentin der Assoziation der Fumigation und Leiterin der Arbeitsgruppe zur Entwicklung von Selbstregulierung des analytischen Zentrums, verwies auf bereits bestehende institutionelle Ansätze für Systeme der freiwilligen Selbstkontrolle in der Ukraine. Auf diesen Erfahrungen sollte man aufbauen.

Die Veranstaltung wurde von Herrn Pavel Koval, Ukrainische Agrarkonföderation (UAK), moderiert, der in seiner Zusammenfassung auf die potenzielle Teilnahme ukrainischer Agrarproduzenten and -händler am QS System aufmerksam machte. „Die langjährige Erfahrungen von QS und die Anerkennung, die deutsche Institutionen in der Ukraine genießen, würden sich vorteilhaft bei der Einführung von QS Zertifikaten in der Ukraine auswirken.“, sagte Koval. 

Am gleichen Tag hatte Frau Dr. Bothmann Gelegenheit zu einem Gespräch im Amt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit der Ukraine über die aktuellen Bekämpfungsmaßnahmen bei der Afrikanischen Schweinepest. Herr Lapa (s.o.) und Herr Boris Kobal, Chefveterinär der Ukraine, stellten die Strukturen der schweinehaltenden Betriebe, die intensiven Aufklärungsmaßnahmen und die angestrebte Einführung einer Entschädigung für familiäre Haltungsbetriebe vor. In der Ukraine sind mit konsequenter Beratung und Aufklärung über die Verbreitung durch Wildschweine und den Menschen bzw. seine Lebensmittel gute Ergebnisse erzielt worden, die in Teilen auch für die EU beispielhaft sein können. Frau Bothmann informierte über deutsche Erfahrungen mit edv-technischer Unterstützung der Koordinierung und Erfassung von Betrieben, Seuchenfällen in Betrieben und positiven Funden bei Wildschweinen. Diese Erfahrungen könnten im Rahmen einer Pilotaufnahme durch deutsche Experten in der Ukraine vorgestellt werden. 

Quelle: APD. Foto: APD. Datum 01.08.2019

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