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Änderungen beginnen in den Köpfen

Um die Projektarbeit noch wirksamer zu machen, hat der APD Ukraine am 10.01.2023 mit internationalen und ukrainischen Fachexperten über agrarpolitische Beratungsansätze diskutiert.

Roman Korinets, Leiter der nationalen landwirtschaftlichen Beratungsdienste der Ukraine (Projektbenefiziar), Lyudmyla Stavnycha, unabhängige Expertin mit Berufserfahrung im öffentlichen Dienst, und Prof. Peter Tillack, internationaler Experte mit langjähriger Erfahrung in der Projektumsetzung in verschiedenen Ländern haben die Diskussion vorbereitet.

Laut Herrn Korinets sollte die Kultur der agrarpolitischen Gestaltung durch Entscheidungsträger verbessert werden. Bei der Vermittlung von zentralen Ansätzen sei es wichtig, bei der agrarpolitischen Bildung und verschiedenen Instrumenten zu beginnen: „Es kommt auf den Einsatz des am besten geeigneten Formats an. So sorgen Begegnungen vor Ort für eine viel höhere Qualität und Wirksamkeit der Beratung. Sehr hilfreich sind auch Fachinformationsfahrten, vor allem mit Blick auf internationale Erfahrungen und die Herstellung von persönlichen Kontakten. Die Bildung einer politischen Koalition, die mit einer Stimme redet, setzt die Fähigkeit voraus, sich zusammenzuschließen, um politische Einflussnahme zu realisieren und das politische Handeln zu koordinieren. Der APD bietet die Möglichkeit, durch Vermittlung von Fachexpertise und Bildungsmaßnahmen eine nachhaltige, evidenzbasierte Agrarpolitik zu entwickeln.“ Wertvoll seien auch klassische Instrumente der agrarpolitischen Beratung wie Analysen von gesetzgeberischen Initiativen und deren potenziellen Auswirkungen, die Vorbereitung von Kommentaren unter Einbeziehung relevanter internationaler Erfahrungen etc. „Für das Projekt ist es wichtig, einen breiten Kreis von kompetenten Partnern in einer politisch nicht stabilen Situation mit häufigen Regierungswechseln aufzubauen und zu entwickeln, über den mit den politischen Entscheidungsträgern kommuniziert werden kann“, sagte Herr Korinets.

Aufgrund ihrer langjährigen Berufserfahrung im ukrainischen Landwirtschaftsministerium und in der Kooperation mit internationalen Projekten betonte Frau Stavnycha, wie wichtig es ist, alle Akteure in die Gestaltung der Agrarpolitik und die Informationsvermittlung an die Stakeholder vor Ort einzubinden, insbesondere die Agrarberufsverbände, die auch Partner des APD sind: „Es ist wichtig, relevante Zielgruppen bedarfsorientiert zu beraten, z.B. kurze Auszüge aus umfassenden analytischen Forschungen anzubieten, die aus Zeitmangel leichter und eingehender einzusehen sind, sowie einschlägiges Informationsmaterial in der Staatssprache bereitzustellen.“ Sie schloss sich der Meinung an, dass direkte Fachtreffen und Feldmaßnahmen des Projekts sowie die Bereitstellung von Aufzeichnungen für weitere Zielgruppen und deren Aufarbeitung sehr effektiv sind. Frau Stavnycha machte darauf aufmerksam, dass auch nach einer abgeschlossenen Veranstaltung Fragen an Referenten gestellt werden können.

Prof. Tillack sprach über europäische Erfahrungen mit Ansätzen zur agrarpolitischen Beratung. Um die Zusammenarbeit zu intensivieren und Informationen effektiver nutzen zu können, sollte die Kooperation zwischen der EU und der Ukraine in diesem Bereich institutionalisiert werden. Direkte Kontakte mit Partnern sind dabei essenziell: „Die Auseinandersetzung mit wirtschaftlichen, wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Anforderungen an die moderne und nachhaltige Landwirtschaft ist derzeit Thema Nummer eins. Daher besteht die Notwendigkeit, führende Fachkräfte auf allen Ebenen auf die erforderlichen Änderungen vorzubereiten und in der Bevölkerung ein tieferes Verständnis für die wirtschaftliche Bedeutung der Landwirtschaft zu entwickeln. Das Projekt könnte dazu einen wichtigen Beitrag leisten.“

In anschließender Diskussion einigten sich die Beteiligten darauf, dass die beschleunigte europäische Integration der Ukraine unter Berücksichtigung der Anforderungen, Vorgaben und Standards in Agrarwirtschaft, Handel, der Entwicklung in ländlichen Räumen und einer nachhaltigen Gestaltung der Agrarpolitik im Fokus des Projekts bleiben sollte.

Herr Korinets betonte: „Ein umfassendes Wirkungsfeld bleibt die Dezentralisierungsreform, unter anderem der Umgang mit territorialen Gemeinden, um das Verständnis für die Agrarpolitik und die Politik der ländlichen Entwicklung zu vermitteln sowie agrarpolitische Maßnahmen mitgestalten und an deren Umsetzung auf regionaler Ebene mitwirken zu können. Es handelt sich um eine besondere Zielgruppe, bei der anwendungs- und praxisorientierte Beratung wie Workshops, Trainings, Fachbesuche und Erfahrungsaustausch geboten sind.“

Frau Stavnycha stellte fest: „Derzeit gibt es keine tiefgreifende Analyse der aktuellen Agrarpolitik. Ohne diese sind keine Schlussfolgerungen über deren Wirksamkeit und keine weiteren Planungen möglich. Die Erarbeitung eines Ansatzes zur Bewertung der Agrarpolitik unter Berücksichtigung der internationalen Erfahrungen kann als wichtige Aufgabe des Projekts angesehen werden.“

Prof. Tillack hob hervor: „Änderungen beginnen in den Köpfen. Man muss verstehen, wohin die Entwicklung geht und was Ziele und Prioritäten sind. Man sollte bei grund­legen­den Dingen wie der Agrarbildung und dem Beratungswesen anfangen, damit agrarpolitische Entscheidungsträger über alle erforderlichen Informationen verfügen.“

Mariya Yaroshko, Teamleiterin des APD, fasste zusammen: „Derzeit gibt es in der Ukraine kein einheitliches offizielles Dokument, das die laufende Agrarpolitik präzise definiert. Dies erschwert ihre Gestaltung und Umsetzung. Daher ist der APD bestrebt, seine Beratungsmaßnahmen zu verbessern und den Empfehlungen und Hinweisen der ukrainischen und internationalen Experten und Expertinnen Gehör zu schenken. Agrarpolitische Beratung ist mit Blick auf die Gestaltung der ukrainischen Agrarpolitik nach dem Krieg, die auf die Kooperation mit der EU ausgerichtet ist, ein äußerst wichtiges Anliegen.“

Quelle und Foto: APD; 

Datum: 10.01.2023

10.01.2023