Zum Hauptinhalt springen Skip to page footer

Die Ausbildung von weiblichen Fachkräften im Bereich Landmanagement erlangt vor dem Hintergrund des Wiederaufbaus der Ukraine eine besondere Bedeutung

Vom 07.10. bis 20.10.2023 hat der Fachdialog Boden (FDB) des APD eine Fachinformationsfahrt für zehn ukrainische Studentinnen des Studiengangs Landmanagement der ukrainischen Nationalen Universität für Lebens- und Umweltwissenschaften (NUBiP) organisiert.

Da sich das BMEL zum Ziel gesetzt hat, das Thema Frauenförderung in den BKP Projekten des BMEL zu verankern, wurde die Studienreise vom FDB explizit für weibliche Studierende konzipiert. Der APD-Ukraine ist damit das erste Projekt, in dem im Rahmen einer FIF die behandelten, fachlichen Themen mit der Frage der Frauenförderung verknüpft werden.  

In Absprache mit dem Dekan der Fakultät für Landmanagement an der NUBiP, Prof. Taras Ievsiukov, der die Delegation als fachlicher Leiter begleitete, wurde durch den FDB ein umfangreiches Programm zum Thema Landmanagement in Deutschland erstellt. So wurden Themen der Raumplanung, des Staatslandmanagements, der Geodateninfrastruktur und des Geodatenmanagements behandelt. Einen besonderen Schwerpunkt bildete die Flurbereinigung, die anhand unterschiedlicher Beispiele aus drei Bundesländern beleuchtet wurde. Fragen der Gleichstellungspolitik und Frauenförderung wurden in die verschiedenen Programmpunkte eingeflochten.

Nach einer langen Anreise begrüßte der Geschäftsführer der BVVG, Thomas Windmöller, die Delegation am Montag, den 9.10. in der Zentrale der BVVG. Herr Windmöller brachte seine Wertschätzung gegenüber den Studentinnen zum Ausdruck, die trotz des Krieges ihre beruflichen Ziele nicht aus den Augen verloren hätten. Im Rahmen von zwei Fachvorträgen wurden das Mandat und die Aufgaben der BVVG im Hinblick auf die Verwaltung von staatlichen land- und forstwirtschaftlichen Flächen von Katja Dells, sowie das BVVG-GIS und -Bodeninformationssystem vom GIS Experten der BVVG, Michael Gabel, vorgestellt.

Am Nachmittag bereiteten die Mitarbeiterinnen des BMEL, Johanna Scholz und Claudia Langert, der Delegation einen herzlichen Empfang im BMEL. Mit insgesamt drei Vorträgen und einer regen Diskussion stand das Thema Frauenförderung hier an erster Stelle. Zunächst stellte Claudia Langert eine vom BMEL in Auftrag gegebene Studie zur Lebens- und Arbeitssituation von Frauen in der Landwirtschaft in Deutschland vor. Durch den anschließenden Vortrag von Johanna Scholz zur Frauenförderung im internationalen Kontext wurden den Teilnehmenden die Ziele der Bundesregierung im Hinblick auf die sogenannte feministische Außenpolitik der Bundesregierung und die Einbindung dieser Ziele in das Bilaterale Kooperationsprogramm des BMEL nähergebracht. Abschließend stellte Dr. Ludmilla Hunko, Professorin an der Fakultät für Landmanagement der NUBiP,die Ergebnisse ihrer Forschung zur Frage der Gendergerechtigkeit im beruflichen Umfeld des Landmanagements und Vermessungswesens in der Ukraine vor. Es folgte eine rege Diskussion und Einordnung der Fragestellungen im deutschen und ukrainischen Kontext. 

Am Dienstag und Mittwoch stellte der zweitägige Besuch der in Berlin stattfindenden Fachmesse und Konferenz für Geodäsie, Geoinformation und Landmanagement, der INTERGEO, ein großes Highlight für die Studentinnen dar. Neben Fachvorträgen bei den verschiedenen Ausstellern der Messe, hatten die Studentinnen die Gelegenheit, sich eigenständig über neuste technische Errungenschaften und Verfahren im Bereich Geodäsie und -information zu informieren. Besonderes Interesse galt dabei der Drohnentechnologie.

Donnerstag und Freitag folgten Exkursionen nach Brandenburg. Beim Besuch der Landesvermessung und Geobasisinformation Brandenburg (LGB) wurde neben der Vorstellung der Aufgaben und des Mandats der LGB durch Katja Schulze das Thema Geodateninfrastruktur durch Robert Buchholz intensiv beleuchtet. Abschließend erhielt die Gruppe eine Führung durch die Druckerei des LGB. Am Nachmittag besuchte die Delegation das Ministerium für Infrastruktur und Landesplanung Brandenburg, bei dem durch Dr. Volker Stahl und Carmen Liebich die Themen der Gemeinsamen Landesplanung von Berlin und Brandenburg sowie Fragen der Raumplanung und insbesondere der Flächennutzungsplanung intensiv beleuchtet wurden. Als letzter Tagesordnungspunkt folgte ein kurzer Besuch des Schlosses Sanssouci und des Holländischen Viertels, bevor es abends wieder nach Berlin ging. Am Freitag folgte ein Ausflug Richtung Südbrandenburg. Ein Höhepunkt stellte gleich zu Anfang der Besuch der F60 Brücke dar, der Abraumförderbrücke des ehemaligen Braunkohletagebaus Klettwitz-Nord. Hier wurde durch die Kolleginnen Iris Reppmann und Beate Richter vom Landesamt für Ländliche Entwicklung, Landwirtschaft und Flurneuordnung, Luckau, ein Flurneuordnungsverfahren im Braunkohlen- und Sanierungsplangebiet in der Lausitz vorgestellt.

Am Nachmittag empfing Marian Michaelis, Leiter des Katasteramtes Lübben, die Delegation und stellte Aufbau und Funktion des Katasters vor. Dabei wurden auch die Fragen der Datenaktualisierung sowie des Datenaustausches zwischen Grundbuch und Kataster beleuchtet.

In der folgenden Woche wurde durch das Amt für Landwirtschaft, Flurneuordnung und Forsten Süd, Sachsen-Anhalt, am Montagvormittag eine Exkursion ins Saaletal bei Bad Kösen organisiert, wo die Teilnehmenden einen intensiven Einblick in das Flurbereinigungsverfahren zur Begleitung des Neubaus der Bundesstraße B 87 erhielten. Anett Hartig und Tobias Stepke stellten das Verfahren an insgesamt 4 Haltepunkten dar. Am Nachmittag folgte der Besuch bei im Leibniz-Institut für Agrarentwicklung in Transformationsökonomien (IAMO), wo verschiedene Forschungsvorhaben der IAMO, die sich mit Fragen der Landnutzung, der Wirkung von Bodengesetzgebung, der Bodenmarktentwicklung und den Auswirkungen des Klimawandels befassen, vorgestellt wurden. 

Am Dienstagvormittag konnten sich die Delegation beim Amt für Geoinformation und Bodenordnung, Abteilung Bodenordnung/Flurbereinigung und Wertermittlung der Stadt Leipzig durch die Vorträge von den dortigen Mitarbeitenden Linda Püngel, Daniel Frost, Gerd Schrörs, und Marco Schubert einen Eindruck zu den Themen Stadtgrundkarte Leipzig sowie Flurbereinigung im Zusammenhang des Gewässerschutzes verschaffen. Nach einer Stadtführung durch die Altstadt reiste die Gruppe zurück nach Berlin.

Einen krönenden Abschluss der FIF bildete der in der BVVG organisierte Fachworkshop, der fachlich von dem langjährigen FDB Experten, Professor Dr. Ing. Joachim Thomas organisiert und moderiert wurde. Bei einer regen Diskussion wurden die ‚Lessons Learned‘ der Studienreise aufgearbeitet. Großen Raum nahm auch die Frage der besonderen Qualifikationen von Frauen in diesem Berufsfeld ein. Prof. Thomas betonte, dass weibliche Fachkräfte neben sehr guten fachlichen Qualifikationen häufig wertvolle Qualifikationen bei den sog. ‚Softskills‘, mitbringen, die sich positiv auf die Verfahren auswirken.

Am Freitag, den 20.10.2023 kam die Delegation per Bus wohlbehalten wieder in Kiew an. Besonderer Dank gilt allen Mitarbeitenden der mitwirkenden Organisatoren, die maßgeblich zum Erfolg der Studienreise beigetragen haben.

Quelle und Foto: BVVG

20.10.2023
FDB