IMG 5465Unter diesem Titel hatte der Deutsch-Ukrainische Agrarpolitische Dialog (APD) am 30.03.2015

hochrangige Vertreter der Agrarwissenschaft, des Ministeriums für Agrarpolitik und Ernährung, des Ministeriums für Bildung und Wissenschaft, der Ausbildung und der Agrarwirtschaft zu einem runden Tisch in die Deutsche Botschaft Kiew eingeladen.

Botschafter Dr. Christof Weil eröffnete die Veranstaltung und verwies auf die Bedeutung der Wissenschaft bei der Erschließung der vielzitierten Potentiale im Agrarsektor der Ukraine. „Deutschland stellt seine Erfahrungen bei der Gestaltung der Forschungslandschaft in diesem Bereich bereit.“ Herr Volodymyr Lapa, stellv. Minister für Agrarpolitik und Ernährung der Ukraine, bedankte sich für die schnelle Erarbeitung des Berichtes über die Erfahrungen bei der Gestaltung der Agrarwissenschaft in Deutschland sowie für die Organisation des runden Tisches. Er betonte, dass die Agrarforschung nicht nur aus der Nationalen Akademie der Agrarwissenschaften (NAAW) besteht; alle Agrarforschungsstrukturen müssen in Reformüberlegungen einbezogen werden. Dr. Volker Sasse, Leiter des APD, lud alle Teilnehmer zu einer konstruktiven Diskussion ein. „Beim Reformprozess wird es „Gewinner“ und „Verlierer“ geben; wichtig ist der summarische Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung des Agrarsektors.“

IMG 5510Der Präsident der NAAW, Akademiemitglied Iaroslav Gadzalo, unterstrich die historische und aktuelle Bedeutung der NAAW in der Forschung, aber auch bei der Produktion von Nischenprodukten und verwies auf die sozialen Beiträge der Akademie zur Entwicklung der ländlichen Räume. Er informierte über Reformen in der Vergangenheit in deren Rahmen die NAAW bereits wesentliche Produktions- und Forschungsressourcen abgegeben hat. Vize-Präsident der NAAW, Akademiemitglied Valery Zhuk, betonte die potentiellen Schwierigkeiten bei der Übertragung ausländischer Erfahrungen auf die Agrarwissenschaft der Ukraine. Er erläuterte den grundlegenden Reformansatz der NAAW, der u.a. auf die weitere Finanzierung der Forschung über produktive Strukturen aufbaut aber auch eine Reorganisation eines Teils der landwirtschaftlichen Produktionsbetriebe der NAAW vorsieht. Interne Evaluierungen sollen die Effektivität der Institutionen der Agrarforschung der NAAW erhöhen. Im Übrigen ist die NAAW offen für die Anwendung internationaler Erfahrungen. Für die Intensivierung der Zusammenarbeit zwischen NAAW und der Wirtschaft müssen entsprechende rechtliche Rahmenbedingungen, u.a. bei der eigenständigen Gestaltung der Forschungsprogramme, geschaffen werden.

IMG 5544Herr Prof. Dr. Peter Tillack, deutscher Experte des APD, war in die Transformation der Agrarforschung nach der deutschen Wiedervereinigung in verantwortlichen Funktionen involviert. Er stellte beim runden Tisch die Ergebnisse seiner Analyse „Umstrukturierung der Akademie der Landwirtschaftswissenschaften der DDR – Politikoptionen für die Agrarforschung der Ukraine“ vor. Besondere Aufmerksamkeit erhielten seine Vorschläge für die Erhöhung der Effektivität der Agrarforschung der Ukraine. Wichtige Thesen dabei waren die reguläre externe Evaluierung durch einen „Wissenschaftlichen Beirat“ sowie die Stärkung der Drittmittelforschung. Die staatlich finanzierte Agrarforschung sollte sich auf Grundlagen konzentrieren, die nicht über Auftragsforschung der Wirtschaft oder anderer Geber finanziert werden können.

In der Diskussion ergriffen u.a. die anwesenden Abgeordneten der Werchowna Rada das Wort. Sie betonten die Notwendigkeit der internationalen und europäischen „Öffnung“ der NAAW. Mit Blick auf die Anwesenden Vertreter der Agrarwissenschaften sagte Präsident der Ukrainischen Agrarkonföderation, Herr Leonid Kozachenko: „Die europäischen Erfahrungen liegen vor Ihnen. Sie sollten sie anerkennen und umsetzen“. Der stellv. Leiter des Ausschusses für Agrarpolitik und Bodenangelegenheiten der Werchowna Rada, Herr Vadym Ivchenko, bat um intensive Zusammenarbeit mit dem Parlament in diesen Fragen. Er appellierte an gemeinsames Handeln aller betroffenen Interessenvertreter. Viele Abgeordneten stünden bereit für die Erarbeitung von neuen Gesetzesinitiativen, auch im Bereich der Gestaltung effektiver Agrarforschungsstrukturen.

IMG 5499Der Vize-Präsident der NAAW, Akademiemitglied Maksym Melnytschuk, forderte, dass ein leistungsorientiertes Model der Finanzierung der Agrarforschung durch internationale Fonds, Projektfinanzierung und den Staatshaushalt im Rahmen der Reformen umgesetzt werden sollte. Er verwies auf den sozialen Aspekt der Reformen: „Reformen müssen gemeinsam mit den betroffenen Menschen implementiert werden“. Frau Iryna Tykhomyrova, Leiterin der Arbeitsgruppe Wissenschaft, Ausbildung und Innovationen der „Einheitlichen Gesamtstrategie der Entwicklung der Landwirtschaft und der ländlichen Räume 2015-2020“, informierte über die Ausarbeitung der o.g. Strategie, v.a. über die Ergebnisse mit Bezug zur Reform der Agrarwissenschaft. Sie rief die Teilnehmer des runden Tisches dazu auf, sich aktiv an der weiteren Ausarbeitung der Strategie zu beteiligen. Frau Tatiana Ishenko, geschäftsführende Direktorin des staatlichen „Wissenschaftlichen Zentrums für informationelle und analytische Unterstützung der Hochschulbildung“ (Agroosvita), sprach über die Verteilung der Forschungsaufgaben zwischen den wissenschaftlichen Instituten und Hochschulen. Weiterhin forderte Herr Andriy Martyn von der Landunion der Ukraine eine grundlegende Steigerung der Leistungsfähigkeit der NAAW. Er schlug vor, die Produktionsbereiche der NAAW in einen speziellen Treuhandfonds der NAAW auszugliedern, um auf diesem Weg die Produktions- und Forschungsstrukturen der Akademie finanziell voneinander zu trennen.

Die Teilnehmer des runden Tisches stimmten darin überein, dass Reformen der Agrarforschung der Ukraine transparent, langfristig und gemeinsam mit den Betroffenen umgesetzt werden müssen. Sie sollten aber trotzdem zügig in Angriff genommen werden.

MAPP-APD 21.04.2015

Quelle: APD. Foto: APD. Datum: 30.03.2015

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